Weiß und schwarz Der Tee aus den Blüten und der Saft aus den Früchten helfen, Erkältungskrankheiten zu lindern Die Beeren sind begehrt: Wer im Herbst aus den dunkelviolett bis schwarz gefärbten Früchten des Holunders Saft, Marmelade oder Wein herstellen will, „muss schneller sein als die Vögel“. Das rät Eva Aschenbrenner, renommierte Kräuterexpertin aus dem oberbayerischen Kochel. Nach Einschätzung von Dr. Johannes Mayer von der Forschergruppe Klostermedizin an der Universität Würzburg ist der Holunder „einer der wichtigsten Sträucher der Medizin- geschichte“. Weltweit gibt es ungefähr 20 bis 30 verschiedene Arten der zu den Moschuskrautgewächsen gehörenden Gehölze. Zwei davon, den Schwarzen Holunder (Sambucus nigra) und den Zwergholunder oder Attich (Sambucus ebulus), beschrieb bereits der griechische Arzt Dioskurides in der „Materia medica“, einem wichtigen Medizinlehrbuch, des Altertums. Er nennt verschiedene Anwendungen von Wurzel, Blättern und Früchten und bezeichnet sie als „entzündungshemmend“, „entwässernd“ und „schweißtreibend“. Bis heute gilt der Saft aus den Beeren des Schwarzen Holunders als wirksames Mittel bei Erkältung. „Ein halber Liter bei ersten Anzeichen von Schnupfen, Husten oder Heiserkeit schluck- weise über den Tag verteilt getrunken, kann eine Erkältung im Keim ersticken“, empfiehlt Eva Aschenbrenner. Für die Herstellung verwendet sie einen Dampfentsafter, in dem sie die kompletten Fruchtstände samt Beeren erhitzt - roh können die Früchte unter anderem Durchfall und Erbrechen verursachen. |
![]() Wirkmechanismus unbekannt Holunderfrüchte sind reich an Folsäure sowie Vitamin C und B. Doch welche Inhaltsstoffe medizinisch wirksam sind, ist noch nicht endgültig geklärt. „Kleinere Studien haben aber gezeigt, dass der Extrakt aus Holunderbeeren bei Erkältungskrankheiten durchaus hilfreich ist. Er schnitt besser ab als Placebo-Präparate“, berichtet Reinhard Länger von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungs sicherheit in Wien. „Wissenschaftler fanden heraus, dass er antiviral wirkt und verhindert, dass Viren in Zellen eindringen.“ Aus diesem Grund könnte Holunderextrakt nach Ansicht des Pharmazeuten bei allen durch Viren verursachten Krankheiten ergänzend zur Schulmedizin eingesetzt werden. In der Regel werden jedoch nur die (getrockneten) Blüten des Holunders medizinisch genutzt: als Schwitz-Tee bei fiebrigen Erkältungen. Dieser wird oft in Kombination mit Emdenblüten angewendet, wirkt schweißtreibend und schleimlösend. Auch hier ist nicht bekannt, welche Stoffe für den Effekt verantwortlich sind. Die Blüten besitzen darüber hinaus eine kulinarische Bedeutung. So frisch, wie sie aussehen, schmecken sie auch in Form von Gelee, Sirup und Sekt. Oder als „Hollerkücherl“: Dafür taucht man die weißen Blütenschirme in Pfannkuchenteig und backt sie in Fett schwimmend aus. Mit Puderzucker überstäubt, werden sie heiß serviert - nicht ganz kalorienfrei, aber ganz besonders lecker. |
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